Plastik, wir haben ein Problem | DiePresse.com

2022-08-14 06:32:07 By : Ms. Linda Zeng

Billig, bunt, beständig: Plastik ist im 21. Jahrhundert zum Alleskönner avanciert. Von der Zahnbürste über die Armprothesen, vom Straßenbelag über den Coffee-to-go-Becher bis hin zur Flugzeug- und Automobilindustrie: Kaum ein Objekt des täglichen Lebens kommt ohne eine Art von Kunststoff aus. Im Gegenteil: Viele Firmen forcieren die Produktion von Plastikteilen, um Gewicht und Kosten einzusparen. Doch der Kunststoff hat auch seine Schattenseiten: Er verrottet extrem langsam und findet deshalb als winziger Partikel seinen Weg in die Mägen von Tier und Mensch. Sogar im Tafelsalz ist Mikroplastik enthalten. Die Folgen dieser Plastikwelle: noch nicht absehbar.

Was feststeht: Jeder Österreicher produziert pro Jahr im Durchschnitt 106 Kilogramm Kunststoffabfall. Nicht alles wird fachgerecht entsorgt. Forscher gehen deshalb davon aus, dass in Hunderten Jahren Archäologen neben versteinerten Pflanzenresten auch Plastikfossile ausgraben werden. Doch auch über die Landesgrenzen hinaus herrscht Krisenstimmung: Fünf Plastikteppiche nehmen in den Weltmeeren bereits große Flächen ein. Tendenz wachsend.

Um gegenzusteuern, hat die Europäische Union ein Verbot von ausgewählten Einwegplastikprodukten verhängt. In Österreich dürfen Plastiksackerln ab 2020 nicht mehr verkauft werden. Erste Gemeinden haben sich per Resolution das Ziel gesetzt, zum plastikfreien "gallischen Dorf" zu avancieren. Mit einer Müllpolizei in der Hinterhand. An Universitäten wird an biologischen Plastikarten geforscht, Konzerne setzen auf Recyclingprodukte, Einzelne wagen einen "Zero plastic"-Lebensstil. Ob die Wege von Erfolg gekrönt sein werden, ist offen.

Schon jetzt aber stellt sich die Frage: Was wäre, wenn es von heute auf morgen kein Plastik mehr geben würde? Wäre der Alltag noch schaffbar? Und wenn ja, wie lang und zu welchem Preis? 

Das Dossier ist im Rahmen einer Lehrveranstaltung am Institut für Journalismus und Medienmanagement der FHWien der WKW (Träger: Wirtschaftskammer Wien und der Fonds der Wiener Kaufmannschaft) entstanden.

Dabei haben folgende Studierende mitgearbeitet: Konstantin Auer, Anne-Kathrin Dippel, Matthias Führer, Larissa Schneider, Brigitta Wallner, Winnie Wendelin, Anna Wielander, Sieglinde Wöhrer und Ines Wunder.

Jeder Tag beginnt gleich, früher oder später läutet der Wecker – sehr oft ein iPhone 7. Es spielt einen grauenhaften Ton. Am liebsten würde man es gegen die Wand schmeißen. Stattdessen stehe ich auf. Im Bad greife ich zu meiner elektrischen Zahnbürste, Zahnpasta von Elmex, in der Dusche habe ich die Wahl zwischen Nivea „Honey and milk“ und „Care and relax“, es gibt noch fünf andere Tuben, aber die sind leer. Kontaktlinsen, Kosmetik, irgendwann bin ich fertig. Zur Kleidung: Ich ziehe meinen neuen Pullover an, schneide das Etikett ab, 90 Prozent Polyester, zehn Prozent Baumwolle.

Ein Frühstück geht sich nicht mehr aus. Dann hetzt man. Aus der Tür, in Richtung U-Bahn, zum Bäcker. Ich kaufe noch zwei Weckerln und Wasser. Acht Stunden verbringe ich vor Bildschirmen – in der Arbeit, zu Hause noch einmal so viel. Ich tippe, lese, scrolle durch meine Timeline. Das Abendessen kommt verpackt und danach in den Müll. Ich wasche Wäsche, schalte den Geschirrspüler ein, ziehe die Vorhänge zu. Zeit, schlafen zu gehen. Ein letzter Blick auf mein Handy, ich stelle den Alarm auf 8.00 Uhr. Es wird dunkel.

Am nächsten Morgen klingelt nichts. Das Gedankenspiel beginnt. In einer Welt ohne Plastik wäre es leise. Mein iPhone würde nicht funktionieren. Gehäuse, Tastatur und Display bestehen aus Kunststoff. Und auch einen gewöhnlichen Wecker würde es nicht geben. Ich könnte nichts sehen, denn in meiner Brille sind Kunststoffgläser, die Bügel, das Gestell – alles aus demselben Material. Kontaktlinsen: keine Option. Im Bad würden viele Produkte verschwinden. Ich könnte statt meiner elektrischen Zahnbürste eine Zahnbürste aus Bambus verwenden, statt meiner sieben Tuben Duschgel könnte ich Gläser wiederbefüllen. Auf Kosmetik könnte ich auch ganz verzichten. Aber in einer Welt ohne Plastik gäbe es gar kein Badezimmer, jedenfalls nicht so, wie wir es kennen.

Würde sämtlicher Kunststoff aus dem Bad entfernt, das Zimmer würde leerer und leerer werden. Zuerst würde der Anstrich von den Wänden bröckeln. Die am häufigsten verwendete Wandfarbe ist Dispersionsfarbe. Ihre Basis sind Kunstharze. Auch die Fliesen lägen auf dem Boden. Es könnte sie nichts mehr zusammenhalten. Danach würde das Waschbecken fallen, der Spiegel, die Handtuchhalter und die Holzkästchen mit ihm. Sie sind mit Dübeln fixiert, die nur aus einem Material hergestellt werden.

Ich könnte mich nicht duschen, denn ohne Pumpen gäbe es kein Wasser. Irgendwann würde es zu stinken beginnen. Es gäbe auch keinen Spülkasten, weder das Spülrohr noch die Klobrille oder der Deckel der WC-Schale wären da. Alles würde wackeln. Und es wäre dunkel. Rohre, Formstücke, Klemmen und Isolierungen von Elektroanlagen sind aus Plastik. Es käme sofort zu einem Kurzschluss.

In der Küche würde dasselbe passieren. Viele Geräte wären unbrauchbar ohne Kunststoff, vom Schneidmesser über die Kaffeemaschine und den Herd bis zum Kühlschrank. Ich würde meine Wohnung nicht wiedererkennen. Bodenbeläge, Teile der Möbel wie Matratzen und Sitzpolster wären weg. Es gäbe keine ordentliche Stromversorgung. Beleuchtung, Unterhaltungs- und Sicherheitselektronik – nichts davon würde funktionieren. Ich würde erst gar nicht versuchen, in die Arbeit zu fahren. Denn was sollte ich dort überhaupt? Ohne Plastik kein Fernsehen.

Mein Tag im Konjunktiv endet früh. In einer Welt ohne Plastik könnte ich nicht leben. Im Bad, in der Wohnung, draußen: Es ist überall. Kunststoffe sind wahre Wundermaterialien. Sie haben in den vergangenen 100 Jahren einen Siegeszug angetreten, sind in alle unsere Lebensbereiche vorgedrungen. Für praktisch jeden Zweck gibt es einen Kunststoff mit genau den richtigen Eigenschaften. Sie sind fast unbegrenzt formbar, können elastisch und zäh sein, lassen sich zu hauchdünnen Folien verarbeiten oder in langlebige Wasserrohre verwandeln. Kunststoffe ermöglichen die Herstellung von schnell trocknender Sportbekleidung, schlagfesten Gerätehüllen, sie lassen Farben und Lacke leuchten.

Der Durchbruch für die neue Materialklasse kam nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Zwar waren einige Kunststoffe seit Jahrzehnten bekannt, aber erst neue und ausgereifte Herstellungsverfahren schufen die Voraussetzung dafür, dass Kunststoffe den Alltag erobern konnten. Seitdem hat die Menschheit mehr als acht Milliarden Tonnen Plastik produziert – und die Produktionsmengen wachsen weiter.

Zu diesem Schluss kamen der US-Forscher Roland Geyer von der Universität von Kalifornien und seine Kollegen im Fachblatt „Science Advances“ vor einem Jahr.

Kunststoffe werden von der Natur nur sehr langsam abgebaut. Eine Einkaufstasche schwimmt zehn bis 20 Jahre lang im Meer, bis sie vollständig zerrieben ist, eine PET-Flasche zerfällt erst innerhalb von 450 Jahren. Mit der Zunahme der Einsatzmöglichkeiten steigen auch die Abfallberge. Plastikmüll zerstört den Lebensraum vieler Arten und ist aufgrund seiner giftigen Inhaltsstoffe für die Gesundheit von Mensch und Tier gefährlich. Heute weiß man: Ja, wir haben ein Problem. Aber wer ist schuld? Und was können Politik, Wirtschaft und Verbraucher tun, um es zu stoppen?

Es gibt Verbote und Vorschläge. Wir können nur noch Stofftaschen verwenden, Obst und Gemüse mit weniger Verpackung versehen, Mehrwegflaschen einführen. Die Liste ist lang. Aber ein Leben auf der Erde ohne Plastik? Das ist kaum noch vorstellbar. Wir wollen Plastik. Und wir brauchen es, wenn wir unseren Standard und die gewohnte Bequemlichkeit beibehalten wollen.

Es ist 24.00 Uhr. In einer Welt aus Plastik liege ich in meinem Bett, mein Handybildschirm leuchtet blau. Ich lese die Nachrichten, sie klingen alle gleich an diesem Abend: „Regierung plant Plastiksackerlverbot“ oder „Österreich verbietet Plastiktüten“. Ich schlafe ein, und auch in meinen Träumen ist er wieder – der Stoff, der alles zusammenhält.

Plastik wird umgangssprachlich oft als Synonym für Kunststoffe (Plaste) aller Art verwendet. Beide Begriffe bezeichnen ein faszinierendes Material, das sich durch außergewöhnliche Eigenschaften von anderen Werkstoffen unterscheidet. Welche unterschiedlichen Formen entstehen, hängt vom Ausgangsmaterial und vom Herstellungsverfahren ab. Die Engländer nennen Plastik „man-made material“. Die Griechen sehen in jeder Plastik ein Kunstwerk. Der Münchner Chemiker Ernst Richard Escales prägt 1911 den Namen Kunststoff. Je nach Beigabe von Zusätzen wird eine breite Produktpalette von Kunststoffprodukten angeboten.

Warum ist Kunststoff so beliebt und auf der ganzen Welt verbreitet? Es gibt viele Gründe, weshalb Plastik die Materialien Holz, Leder und Metall ersetzt. Denn der Werkstoff ist robust, lang haltbar und hat ein geringes Eigengewicht. Außerdem ist er geschmeidig und vielseitig einsetzbar. Plastik vermodert nicht und verrottet nur sehr langsam. Diese Vorteile sind gleichzeitig auch das Problem. Plastikmüll verschmutzt Flüsse und Ozeane oder wächst zu einem Müllberg an Land. Nur ein Teil des Kunststoffabfalls wird recycelt oder landet in Müllverbrennungsanlagen, wo er wertvolle Energie liefert.

Fast alle Kunststoffe sind Nichtleiter, isolieren gut und werden daher im Wohnungsbau eingesetzt. Weitere Vorzüge sind die glatte Oberfläche, die sich leicht reinigen lässt, die Beständigkeit gegenüber Wasser, Säuren und Laugen. Die Dichte ist nur halb so groß wie bei Glas, Porzellan oder Leichtmetall. Die Materie ist somit leicht, formbar und modellierbar.

Kunststoffe haben meist eine geringe Temperaturbeständigkeit und sind nicht besonders kratzfest. Als Nichtleiter laden sie sich bei Reibung elektrisch auf und ziehen Staubteilchen an. Die nicht fachgerechte Beseitigung von Kunststoffabfällen wird mit dem steigenden Verbrauch dieses Materials zu einem Problem, denn Kunststoff hat eine lange Haltbarkeit. Die Verrottungsdauer hängt von den äußeren Umständen ab.

Das Prozedere der einzelnen Schritte vom Rohstoff zum fertigen Kunststoff fasst Johannes Steindl, Projektassistent an der Technischen Universität Wien, so zusammen: „Kunststoffe entstehen entweder durch chemische Umwandlung von Naturprodukten wie Kautschuk, Zellulose und Milch oder werden synthetisch aus Erdöl, Kohle und Erdgas erzeugt. Meist ist das Ausgangsmaterial Rohbenzin. In einem thermischen Spaltprozess (Cracken) werden diese Verbindungen auseinandergebrochen. Das so entstandene Produkt wird in Ethylen, Propylen, Butylen und andere Kohlenwasserstoffe aufgetrennt. Je nachdem, welche Eigenschaften für den jeweiligen Verwendungszweck passend sind, kommen Weichmacher (Phthalate), oft auch Farb- und Flammschutzmittel dazu.“ Steindl ist auf Makromolekulare Chemie spezialisiert und forscht am Institute of Applied Synthetic Chemistry der Technischen Universität Wien.

Die Kunststoffe werden entsprechend ihren Charakteristika in drei Kategorien unterteilt: Thermoplaste, Duroplaste und Elastomere. Sie unterscheiden sich durch ihre Reaktion auf Hitze und Druck.

Wer hat nun das Plastik erfunden? Eine eindeutige Antwort auf diese Frage lässt sich nicht geben. Bereits in der Steinzeit gewannen die Neandertaler durch Erhitzen von Birkenrinde Pech. Es diente Sammlern und Jägern als Fixierung ihrer Steinwerkzeuge. Die erste schriftliche Erwähnung eines Kunststoffs stammt aus dem 16. Jahrhundert. Es ist eine Rezeptur zur Herstellung von Kunsthorn (Galalith).

Der bayrische Benediktinermönch und Hobbyalchimist Wolfgang Seidel experimentierte mit Ziegenmilch und entdeckte 1530 Kunsthorn, welches aus Milcheiweiß (Kasein) gewonnen wird. Er beschreibt sein Resultat mit „knochenhart und wunderbar durchscheinend“. Aus Kunsthorn, auch Milchstein genannt, werden Knöpfe, Kämme oder Isoliermaterialien gefertigt. Bis 1950 wurden Kaseinkunststoffe für die Herstellung von Modeschmuck verwendet.

In Frankreich stellten 1774 die Brüder Charles und Robert Montgolfier wasserstoffgefüllte Ballons aus gummierter Seide her. Im Jahr 1839 erfand Charles Goodyear die Vulkanisation des Kautschuks. Er ist einer der Pioniere und Erfinder des Autoreifens.

Erfinder: Der US-Amerikaner Charles Goodyear erfand 1839 den Hartgummi. Der britische Tierarzt John Boyd Dunlop erfand 1887 den ersten Luftreifen. Die Franzosen André und Edouard Michelin erfanden 1891 den ersten demontierbaren Reifen.

Entstehung: Bereits im 17. Jahrhundert brachten Naturforscher eine aus milchigen Baumsäften gewonnene Masse (Kautschuk) aus Malaysia und Brasilien mit. Der Erfinder Charles Goodyear stellte 1839 fest, dass sich Kautschuk bei Hitzeeinwirkung durch Zusatz von Schwefel in Gummi verwandelt. Durch Vulkanisierung des Kautschuks erfand er den Hartgummi. 1844 (US-Patent Nr. 3633). Dunlop entwickelte 1887 den ersten Luftreifen, der aus einem Tuch aus gewebter Baumwolle als Schlauch, auf eine Holzfelge genagelt und geklebt wurde. Die Brüder André und Edouard Michelin erfanden 1891 den ersten demontierbaren Reifen und 1955 den ersten schlauchlosen Autoreifen (Tubeless).

Der Engländer Alexander Parkes stellte 1856 Parkesin her, einen noch nicht ausreichend beständigen Vorläufer des Celluloids, wofür er 1862 auf der Weltausstellung in London einen Preis erhielt. Die Brüder John Wesley und Isaiah Hyatt, USA, führten 1868 die Versuche von Parkes fort. John Wesley Hyatt, der in Amerika als „father of the plastic industry“ gilt, entwickelt aus Nitrocellulose und Kampfer Celluloid als ersten thermoplastischen Kunststoff.

Mit der Industrialisierung stieg auch der Bedarf nach dem leicht zu verarbeitenden Material. Kunststoffe eröffneten völlig neue Möglichkeiten für Designer. Innovative Produkte für die Autoindustrie, die Sportartikelindustrie und die Medizin werden weltweit erzeugt. Vom Nylonstrumpf über Kontaktlinsen oder Verpackungen bis hin zum viel diskutierten Plastiksackerl reicht die Produktpalette.

Erfinder: Per Zufall entdeckte der deutsche Chemiker Hans von Pechmann im Jahr 1898 ein Material, welches seine Kollegen „Polymethylen“ nannten. 1935 erfand der Engländer Michael Perrin „Polyethylen.“ Die US-amerikanischen Chemiker John Paul Hogan und Robert Louis Banks stellten 1950 „Polypropylen“ für die Phillips Petroleum Company her.

Entstehung und Verwendung: Ein Plastiksackerl besteht aus Polyethylen (PE) oder Polypropylen (PP). Für die Erzeugung von einem ca 20g schweren Plastiksackerl werden ca 40 g Erdöl benötigt Es wird vor allem zum Transport von Einkäufen und zur Aufbewahrung sowie zum Transport von Müll verwendet. Bedruckte Plastiksackerl dienen dem Handel und der Konsumgüterindustrie auch als Werbeträger.

Was tun mit verbrauchtem Plastik? Eine Antwort lautet: Recycling. Dabei werden die gesammelten Kunststoffverpackungen nach Kunststoffarten getrennt, anschließend zerkleinert, gewaschen, geschmolzen und zu Granulat verarbeitet. Der so entstandene Rohstoff wird für die Herstellung neuer Produkte verwendet. Das spart Kosten und Ressourcen. Ein Großteil der PET-Flaschen wird im sogenannten Bottle-to-Bottle-Verfahren zu rePET-Flaschen.

Erfinder: Die Engländer John Rex Whinfield und James Tennant Dickson erfanden 1941 Polyester. Aus Ethylenglycol und Terephthalsäure gelang es ihnen, in den Labors des Textilunternehmens Calico Printers Association in Accrington, Polyester herzustellen. (GB- Patentnummer 578079)

Entstehung: „PET“ ist die Kurzform von Polyethylenterephtalat, ein thermoplastischer Kunststoff aus der Familie der Polyester. Knapp zwei Liter Erdöl ergeben ein Kilo PET. Soviel benötigt man für 15 Flaschen mit einem Fassungsvermögen von einem Liter. Durch mehrere chemische Reaktionen entsteht aus dem Erdöl eine zähflüssige PET-Schmelze, die in dünne Stangen gepresst und zu Granulat geschnitten wird. Die matten weißen Kügelchen sind die Grundlage für die PET-flasche. Ihre weltweite Karriere startete die zwei Liter PET-flasche 1978 in den USA

Durch ein Pfandsystem für PET-Flaschen können diese sortenrein gesammelt, effizient recycelt und zu rePET-Flaschen verarbeitet werden.

Um die Unterschiede bezüglich Unbedenklichkeit der verschiedenen Kunststoffprodukte zu kennzeichnen, befindet sich auf jedem Plastikprodukt ein Recyclingcode. Die Zahlen von 01 bis 07 sind Abkürzungen
 für einen bestimmten Kunststoff.
 01 bezeichnet beispielsweise PET, 03 PVC.

Was aber sagen diese Codes über den jeweiligen Kunststoff aus? Die Recyclingcodes geben über die jeweiligen Kunststoffe und deren Zusammensetzung Auskunft. Bei der Herstellung von Kunststoff werden Zusatzstoffe (Additive) beigemengt, die nicht fest gebunden sind und entweichen können. Beispielsweise Weichmacher (Phthalate), Bisphenol A (BPA), bromierte Flammschutzmittel und Organozinnverbindungen. Diese Stoffe sind giftig und schaden der Gesundheit. Produkte mit folgenden Kennzeichnungen sollten daher vermieden werden: 03 
PVC, 06 PS, 07 O und PC. Der Recyclingcode dient auch dazu, die Verpackung vor dem Recyclingprozess richtig einzuordnen.

Die Einsatzgebiete von Kunststoffen sind heute kaum abzählbar. Da viele von ihnen aus Erdölprodukten entstehen, sind sie wertvolle Energieträger und ersetzen Kohle, Erdöl und Erdgas. In Österreich werden Kunststoffverpackungen gemeinsam mit dem Restmüll gesammelt und in Müllverbrennungsanlagen verbrannt. Die so erzeugte Energie versorgt kommunale Einrichtungen und Fernwärmenetze.

Kunststoffe prägen aber auch die materielle Kultur des 20. und 21. Jahrhunderts. Die „Generation Plastik“ verbindet viele Annehmlichkeiten des modernen Lebensstils damit. Industriezweige wie die Musik- und Filmindustrie oder die Fotografie sind dadurch entstanden. Lange Zeit hatte Plastik den Ruf, günstiger Ersatz für hochwertige Naturstoffe zu sein. Designern schenkt die Vielseitigkeit des Materials eine neue Freiheit. Für die Wirtschaft spielen mittlerweile Umweltschutz und Schonung der Ressourcen bei der Entwicklung neuer Produkte eine wichtige Rolle.

... drei von vier PET-Flaschen in Österreich fachgerecht in der getrennten Sammlung entsorgt und anschließend recycelt werden?

... in PET-Getränkeflaschen durchschnittlich schon über 30 Prozent PET-Recyklat steckt, in einzelnen Flaschen sogar 100 Prozent? 


... der Heizwert von einem Kilogramm Kunststoff laut der ARA – Altstoff Recycling Austria AG in etwa dem von einem Liter Heizöl entspricht?

Doch Plastik hat auch seine Schattenseiten - Stichwort: Plastikteppiche in den Weltmeeren, Mikroplastik in Tiermägen, Kunststoffmüllberge in einst unberührten Landstrichen. Wissenschaftler arbeiten deshalb intensiv daran, die Kunststoffe verträglicher zu machen - oder Ersatz zu finden. Ob die Vorhaben von Erfolg gekrönt sein werden, wird sich erst zeigen. Fest stehen dürfte aber: Das letzte Kapitel der Plastikgeschichte wurde noch nicht geschrieben.

Die Produktion von Plastik boomt. Auch wenn sich Gesellschaft und Politik europaweit verstärkt dem Thema Plastikvermeidung und Recycling widmen, sieht die Lage international anders aus. In den vergangenen Jahren sind die Produktionszahlen stetig gestiegen. Waren es 2016 global 335 Millionen Tonnen neu produzierter Kunststoff, stieg die Zahl 2017 auf rund 348 Millionen Tonnen.

Und auch in Europa stiegen die Produktionszahlen in diesen Jahren von 60 Millionen Tonnen auf 64 Millionen Tonnen. Circa acht Millionen Tonnen des globalen Plastiks landen jährlich in den Weltmeeren und sammeln sich in sogenannten Plastikteppichen.

Die US-Behörde für Raumfahrt und Flugwissenschaft, Nasa, hat in Zusammenarbeit mit der US-amerikanischen Ozean- und Wetterbehörde, NOAA, eine Grafik erstellt, um die Bewegungen und Ansammlungen von Plastik in den Ozeanen zu visualisieren. Hierfür wurden Wetterbojen genutzt, die über einen Zeitraum von 35 Jahren in die Ozeane gesetzt wurden. (Videoquelle: Greg Shirah und Horace Mitchell, Nasa Scientific Visualization Studio)

Ein Meer aus Plastik, flächendeckend, ohne erkennbare Wasseroberfläche. Das ist wahrscheinlich das erste Bild, das einem in den Sinn kommt, wenn die Begriffe Plastikteppich oder Plastikinseln fallen. Insgesamt fünf dieser Plastikinseln existieren, allesamt jeweils verortet bei den fünf großen Ozeanstrudeln im Nord- und Südpazifik, Nord- und Südatlantik und im Indischen Ozean. Hierhin werden große und mikroskopisch kleine Plastikteile durch Wind und Strömungen getragen. Der größte und bisher am umfassendsten untersuchte Plastikmüllteppich befindet sich im Nordpazifik, der sogenannte Great Pacific Garbage Patch zwischen der kalifornischen Küste und dem Inselstaat Hawaii.

Auch wenn aufgrund der Größe des betroffenen Bereichs zwischen Hawaii und den Vereinigten Staaten genaue Angaben schwer zu treffen sind, wurde die Fläche des Great Pacific Garbage Patch zuletzt von Forschern des Projekts The Ocean Cleanup auf circa 1,6 Millionen Quadratkilometer geschätzt. Das entspricht ungefähr dem Zwanzigfachen der Fläche Österreichs. Zudem stellte die Non-Profit-Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Methoden und Technik zur Säuberung der Weltmeere zu entwickeln, in mehrjähriger Arbeit fest, dass circa 80.000 Tonnen Plastikmüll im nordpazifischen Ozeanwirbel treiben. Die Dichte pro Quadratkilometer beträgt hier eine Million Partikel.

Das Non-Profit-Institut 5 Gyres (übersetzt: Fünf Wirbel) hat sich ebenfalls mit dem Wirbel auseinandergesetzt und fand heraus, dass der größte Kunststoffanteil des Great Pacific Garbage Patch aus Mikroplastik besteht, das mit bloßem Auge häufig gar nicht zu erkennen ist. Die Bezeichnung Plastikteppich ist deshalb laut der Organisation irreführend. Es handle sich vielmehr um einen Plastiksmog. Auch das Umweltprogramm der Vereinten Nationen, Unep, kritisiert die mittlerweile in Medien und Gesellschaft weit verbreitete Bezeichnung als Plastikteppich bzw. Patch (Deutsch: Flecken).

Nicht nur in den drei großen Ozeanen der Erde, sondern auch in den Flüssen und Meeren Europas konnte eine Umweltbelastung durch Plastikmüll nachgewiesen werden. Beispielsweise haben 2018 mehrere deutsche Umweltämter Mikroplastik in west- und süddeutschen Flüssen nachgewiesen, unter anderem auch in der Donau. Kein Wunder, ist Europa laut dem Statistikportal Statista mit jährlich rund 64 Millionen Tonnen doch zweitgrößter Plastikproduzent nach China. 

Im Mittelmeer ist die Lage durch hohes Touristenaufkommen und mangelndes Abfallmanagement besonders verheerend. Da es außerdem von drei Kontinenten umschlossen wird, findet im Mittelmeer nur ein geringer Wasseraustausch mit den Ozeanen statt. Die Konzentration an Mikroplastik übersteigt hier laut WWF-Angaben mit 1,25 Millionen Mikroplastikpartikeln pro Quadratkilometer mittlerweile sogar die Konzentration an Plastikfragmenten im Great Pacific Garbage Patch. Auch in Nordeuropa hat das Plastikproblem bereits die angrenzenden Meere erreicht. So schätzt der Naturschutzbund Nabu, dass jährlich bis zu 20.000 Tonnen Plastikmüll in die Nord- und Ostsee gelangen.

Insgesamt geht die Umweltorganisation WWF davon aus, dass die europäischen Meere jährlich mit bis zu 500.000 Tonnen Makroplastik und bis zu 130.000 Tonnen Mikroplastik belastet werden.

Doch inwiefern hat dies alles etwas mit dem Konsumverhalten der Österreicher zu tun? Schließlich sieht der gewöhnliche Umgang mit Müll hierzulande doch so aus: Man schmeißt seinen Müll nicht auf die Straße, sondern trennt ihn in Verpackungsmaterial, Flaschen, Papier, Restmüll und vielleicht sogar Bioabfall. Alles wird in entsprechenden Tonnen entsorgt, die Müllabfuhr kommt einmal in der Woche und leert die jeweiligen Behälter. Sind Österreicher dennoch dafür verantwortlich, dass eine Schildkröte im Pazifischen Ozean erstickt, weil ihr ein kleines Stück Plastikgabel in der Luftröhre stecken geblieben ist?

Schon durch sein Essverhalten hat der österreichische Verbraucher Einfluss auf das Plastikvorkommen in den Ozeanen. Beispielsweise kommt Wildlachs häufig aus dem nordöstlichen Atlantik oder Chile. Das marine Ökosystem wird hier nicht nur durch verabreichte Antibiotika in Aquakultur-Zuchtanlagen und Überfischung aus dem Gleichgewicht gebracht, sondern auch durch verloren gegangene Fangnetze, die aus Nylon bestehen. Diese verbleiben in den Ozeanen und werden zu Fallen für Wale, Seerobben und Schildkröten. Dazu zerstören absinkende Netzreste auf dem Meeresgrund laut Unep Korallen und andere Organismen. Organisationen wie der WWF empfehlen daher, möglichst nur Fisch aus regionalen Gewässern zu verzehren.

Daneben gelangen auch kleine Teile wie der eben einmal fallen gelassene Zigarettenstummel, Mikrokügelchen aus Kunststoff, die in Reinigungsmitteln und Kosmetika enthalten sind, und Fasern von synthetischen Textilien in die Kanalisation. Die oftmals nicht einmal millimetergroßen Partikel können in den Abwasserkläranlagen nicht herausgefiltert werden und landen so in Flüssen, Seen und schließlich Meeren. Bereits 2015 hat eine Studie des österreichischen Umweltbundesamtes ergeben, dass jährlich vermutlich 40 Tonnen Plastik in die Donau gelangen. „Zwar gibt es keine direkte Verbindung von Österreich in den Pazifik, der Plastikmüll, der in die Donau gelangt, landet aber letzten Endes zumindest im Schwarzen Meer und belastet die dortige Umwelt“, so Florian Kozak, Pressesprecher von WWF Austria.

Nicht zuletzt zählt auch der weltweite Massentourismus zu den großen Plastikmüllfaktoren. Denn auch wenn der österreichische Tourist im Urlaub in Südostasien sein benutztes Plastikbesteck im Optimalfall in den nächsten Mistkübel wirft, kann er nicht sicher wissen, ob dieses auf einer Müllhalde oder eben in Gewässern, Ozeanen und schließlich im Körper einer Meeresschildkröte landet.

„Vor allem in den Schwellen- und Entwicklungsländern gibt es beim Abfallmanagement große Defizite“, sagt Marion Huber-Humer, Leiterin des Instituts für Abfallwirtschaft an der Wiener Universität für Bodenkultur. „Müll landet hier auf der Straße und wird durch Wind und Regen in die Kanalisation, Flüsse und schließlich Meere gespült.“ Eine Studie aus dem Jahr 2015, auf die sich auch Unep bezieht, bestätigt dies. Aus der amerikanischen Studie geht hervor, dass vor allem Plastikabfall aus südostasiatischen Ländern in großen Mengen in die Ozeane gespült wird. Allein aus China gelangen so jährlich 8,82 Millionen Tonnen Plastikabfall in den Ozean, gefolgt von Indonesien (3,22 Millionen Tonnen), den Philippinen (1,88 Millionen Tonnen) und Vietnam (1,83 Millionen Tonnen).

Doch auch in den Ländern, in denen die Abfallwirtschaft augenscheinlich problemlos funktioniert, liegt es an den Verbrauchern, ihren Konsum unter die Lupe zu nehmen. Alltägliche Güter wie Smartphones, Kleidung, Fernseher oder Spielzeug bestehen häufig zu großen Teilen aus Kunststoff. Viele dieser Waren werden in eben solchen Schwellenländern mit mangelhafter Abfallwirtschaft produziert und anschließend auf dem Seeweg nach Europa geliefert. Regelmäßig verlieren Frachtschiffe allerdings Ladung, im Jänner 2019 ganze 270 Container während eines Sturms in der Nordsee. So entsteht praktisch eine Doppelbelastung, durch Kunststoffabfall vom Land und auf dem Meer.

27,1 Millionen Tonnen Plastikabfall sind 2016 in Europa angefallen, rund 298.000 Tonnen allein in Österreich. Im Durchschnitt wurden europaweit 31,1 Prozent recycelt, 41,6 Prozent in Energie umgewandelt und 27,3 Prozent deponiert. Der Europäischen Kommission ist das noch zu wenig, zumal Chinas Importstopp von Plastik Anfang 2018 die Lage verschärft hat. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die EU allein 87 Prozent ihres Plastikmülls dorthin verschifft. Um den nun entstandenen riesigen Überschuss an Plastikmüll verwerten zu können, hat die Europäische Kommission im Jänner 2018 ein neues EU-Kreislaufwirtschaftspaket verabschiedet.

Beim Blick in den Nachthimmel kann die Anzahl der Sterne überwältigend sein. Dabei ist selbst unter guten Bedingungen nur ein Bruchteil der etwa 250 Milliarden Sterne der Milchstraße erkennbar. Mikroplastikpartikel in den Ozeanen gibt es laut einem Bericht von „UN News“ vom Februar 2017 weitaus mehr als Sterne in der Galaxie: bis zu 51 Billionen. Mit freiem Auge erkennbar ist es, ähnlich wie die Sterne, mitunter schwer. Und worum handelt es sich dabei überhaupt? Mikroplastik, das sind Plastikteilchen mit einer Größe von unter fünf Millimetern, so die Definition, die am häufigsten in der Wissenschaft verwendet wird.

Während sich Mikroplastik immer weiter in der Umwelt ansammelt, steht seine Erforschung noch weitgehend am Anfang. „Erkannt wurde das Plastikproblem in der Wissenschaft bereits in den 1950er-Jahren“, sagt Lisa Kernegger, Ökologin bei Global 2000, „wenn man ein sehr langlebiges Material, das nicht zerfällt, produziert, ist dessen größte Stärke eben auch die größte Schwäche“.

75.000 bis 300.000 Tonnen Mikroplastik landen allein in der Europäischen Union jährlich in der Umwelt, so ein Strategiepapier der Europäischen Kommission zum Thema Plastik. Eine genauere Angabe ist schwierig, denn dazu fehlen die Daten. Obwohl sich immer mehr Studien mit Mikroplastik, dessen Verbreitung und Auswirkungen beschäftigen, sind die Dimension des Problems und dessen Konsequenzen für Umwelt und Menschen fast 70 Jahre später noch immer weitgehend unbekannt.

Über Mikroplastiknachweise in der Umwelt berichten Forscher seit den 1970ern laufend, gerade in den vergangenen Jahrzehnten bekam das Thema immer mehr Aufmerksamkeit. Bis in die tiefsten Gebiete der Meere ist Mikroplastik laut einer im Oktober 2018 von chinesischen Wissenschaftlern veröffentlichten Studie bereits vorgedrungen. Mikroplastikpartikel verbreiten sich jedoch nicht nur in den Ozeanen, sondern auch in Flüssen und Seen, wie Forscher der Universität Cambridge und der Universität Plymouth in einer 2015 veröffentlichten Studie zusammenfassten. Für einen investigativen Bericht der Journalismusplattform Orb Media konnten Wissenschaftler Mikroplastik auch in Trinkwasser und abgefülltem Wasser nachweisen.

Sind Mikroplastikpartikel einmal in der Umwelt gelandet, gelangen sie in Nahrungsmittel und über die Nahrungskette auch in lebende Organismen. Mikroplastikfunde in Honig, Bier und Milch publizierte der deutsche Wissenschaftler Gerhard Liebzeit im Jahr 2014. Die Methoden dieser Studien und damit auch ihre Ergebnisse werden jedoch von anderen Forschern angezweifelt. Nachweise in Meereslebewesen gelten hingegen als unumstritten: Gefunden wurde Mikroplastik unter anderem in Fischen, Shrimps oder Muscheln und laut einer im Juli 2018 veröffentlichten Studie im „Journal Environmental Pollution“ sogar in größeren Räubern wie Seehunden.

Getränke werden in Plastikflaschen abgefüllt, Nahrungsmittel in Plastik verpackt und Kleidungsstücke aus Kunststoff hergestellt. Plastik ist ein ständiger Begleiter im Alltag. Wenig verwunderlich, dass auch der menschliche Körper nicht plastikfrei bleibt: Bei einer vom österreichischen Umweltbundesamt und von der Medizinischen Universität Wien im Oktober 2018 veröffentlichten Studie konnten Wissenschaftler Mikroplastik zum ersten Mal in menschlichem Stuhl nachweisen. Allerdings handelte es sich dabei lediglich um eine Pilotstudie mit acht Teilnehmern.

Woher die Mikroplastikpartikel kommen, ist weitgehend bekannt: Grundsätzlich wird bei der Entstehung von Mikroplastik zwischen primären und sekundären Quellen unterschieden. Rund 15 Millionen Tonnen des primären Mikroplastiks landen jährlich in den Ozeanen, so ein Bericht der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) aus dem Jahr 2017. Ein Teil der primären Mikroplastikpartikel wird gezielt industriell erzeugt und Kosmetikprodukten oder Reinigungsmitteln zugesetzt. Die kleinen Plastikkügelchen sollen die mechanische Reinigungswirkung der Produkte unterstützen.

Die weit größeren Quellen von primärem Mikroplastik sind Produkte, bei deren Nutzung kleine Plastikteilchen entstehen, allen voran Autoreifen. Das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik hat in einer im Juni 2018 herausgegebenen Studie für Deutschland eine Emission durch Reifenabrieb von etwa 100.000 Tonnen pro Jahr errechnet. Für Österreich liegen vergleichbare Zahlen noch nicht vor. Dazu kommen unter anderem Plastikpartikel, die bei der Entsorgung von Kunststoffen freigesetzt werden und Plastikfasern aus Textilien. Laut einer Veröffentlichung der Umweltschutzorganisation Greenpeace im Juli 2017 enthalten bereits 60 Prozent der Kleidung weltweit Polyester. Mit jedem Waschgang lösen sich Plastikfasern aus synthetischen Kleidungsstücken, die zu klein sind, um vom Waschmaschinensieb aufgefangen zu werden und über das Abwasser in die Umwelt gelangen.

Sekundäres Mikroplastik entsteht hingegen durch umweltbedingte Zerkleinerung und Verwitterung von größeren Plastikteilen. 8,3 Milliarden Tonnen Plastik hat die Kunststoffindustrie in den letzten 70 Jahren produziert, also mehr als eine Tonne pro Erdenbürger. Umgerechnet entspricht das etwa der Masse von 156.000 Titanics oder 60 Millionen Blauwalen. Nur ein Bruchteil des Plastiks wird recycelt oder verbrannt. Der Rest türmt sich auf Müllhalden oder verteilt sich in der Umwelt.

Laut einer Studie, die 2015 im Fachmagazin „Science" veröffentlicht wurde, landen so zwischen 4,8 und 12,7 Millionen Tonnen Plastik pro Jahr im Meer. Plastik wird zwar nicht von natürlichen Organismen abgebaut, allerdings immer weiter zerkleinert. Wind, Wetter und Wasser reiben, schleifen und reißen beständig an den Kunststoffen, bis winzige Partikel übrig bleiben.

Unbekannt ist, welche Konsequenzen die immer größeren Mengen an Mikroplastik in der Natur haben: „Wie sich Kunststoffpartikel auf Umweltorganismen auswirken, ist noch wenig erforscht. Vereinzelt gibt es Studien über Vorkommen und Auswirkungen von Plastik und Mikroplastik im Meer. Mikroplastikteilchen können von aquatischen Organismen aufgenommen werden und über die Blutbahn bis ins Gewebe gelangen“, schreibt das österreichische Umweltbundesamt in einer Stellungnahme gegenüber der Presse im November 2018.

Allerdings gelangt Mikroplastik nicht nur an die entlegensten Orte, sondern ist auch Träger von potentiell schädlichen Stoffen. In der Erzeugung von Plastik werden Chemikalien beigemengt, um den entstehenden Produkten gewisse Eigenschaften zu geben. Dazu gehören Weichmacher, UV-Schutz oder Flammschutzmittel, die laut österreichischem Gesundheitsportal zum Teil hormonell wirksam sind. Zusätzlich können sich Schadstoffe, die auf anderem Wege in die Umwelt gelangt sind, wie zum Beispiel Pestizide, im Wasser an die Oberfläche der Plastikteilchen heften. Über die Nahrungskette werden diese Chemikalien dann wiederum von Tieren und auch vom Menschen aufgenommen.

„Welche Auswirkungen Mikroplastik wirklich auf die menschliche Gesundheit hat, ist unklar, eigentlich tappen wir hier noch im Dunklen. Auch die langfristigen Auswirkungen auf die Umwelt sind noch nicht geklärt“, sagt Kernegger. Dennoch sei es notwendig, Gegenmaßnahmen zu setzen, anstatt „ein Experiment am Planeten durchzuführen“.

An konkreten Maßnahmen wird bereits gearbeitet: Auf der Ebene der Europäischen Union soll die Verunreinigung der Umwelt über die Kunststoffstrategie und das EU-Verbot bestimmter Einwegprodukte, die im September und Oktober 2018 vom Europäischen Parlament angenommen wurden, reduziert werden. Die Abgeordneten stimmten auch für ein Verbot von Mikroplastik in Kosmetikprodukten und Reinigungsmitteln.

Durch das Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus in Österreich wurde ein solches Verbot von Ressortchefin Elisabeth Köstinger (ÖVP) bereits ab 2021 angekündigt. Mikroplastik aus Pflegeprodukten macht laut Studie des IUCN nur einen kleinen Anteil der Gesamtmenge aus: lediglich zwei Prozent des primären Mikroplastiks in den Ozeanen. Das Verbot von Mikroplastik in Kosmetikprodukten und Reinigungsmitteln ist also als erster kleiner Schritt zu werten.

Schwieriger gestaltet sich die Reduktion von Mikroplastik aus anderen Quellen, wie etwa Autoreifen oder Textilien. Hier bedarf es laut Kernegger zunächst weiterer Forschung, um festzustellen, welche Textilien beziehungsweise Reifenmaterialien welche Mengen an Mikroplastik abgeben. „Es ist ein sehr komplexes Thema und braucht wahrscheinlich komplexe Antworten auf verschiedenen Ebenen“, sagt Kernegger. So, wie Forscher beim Blick durch das Teleskop nicht alle Sterne auf einmal erkunden können, lässt sich also auch das Problem Mikroplastik nicht mit einer einzigen Maßnahme lösen.

Die Europäische Union soll plastikärmer werden und Verantwortung für den Plastikmüll übernehmen, der in der Natur landet. Dafür hat die Europäische Kommission im Mai 2018 neue EU-Vorschriften zur Verringerung der Meeresabfälle vorgelegt. Sie beinhalten ein Verbot der zehn häufigsten Plastikeinwegprodukte, die an europäischen Stränden gefunden werden. Es handelt sich um Produkte wie Wattestäbchen, Besteck, Teller und Trinkhalme.

Voraussetzung für das Verbot der Produkte ist eine bezahlbare Alternative auf dem Markt. Somit werden beispielsweise Trinkhalme zukünftig nur noch aus Bambus oder Papier hergestellt. Eine weitere wichtige Zielvorgabe neben dem Verbot ist die Verbrauchsminderung von Lebensmittelverpackungen und Getränkebechern aus Kunststoff.

Zwischen EU-Parlament, EU-Kommission und Österreich fand im Winter 2018 (die Republik hatte zu diesem Zeitpunkt die EU-Ratspräsidentschaft inne) die Trilogverhandlung zu den neuen EU-Vorschriften zur Reduzierung von Einwegplastikprodukten statt. Für Österreich wurde bis 2021 ein Verbot von Wattestäbchen, Tellern, Besteck, Strohhalmen und Luftballonstäben aus Plastik beschlossen, verständigt haben sich die drei Parteien zudem auf eine Verminderung des Gebrauchs von Trinkbechern und Lebensmittelverpackungen.

Für Plastikflaschen gibt es in den EU-Regulierungen zwar keine Reduktionsvorgaben, wohl aber Zielvorgaben für deren Sammlung. Demnach sollen die EU-Mitgliedstaaten für ihre Einweg-Getränkeflaschen aus Kunststoff bis zum Jahr 2025 eine Sammelquote von 90 Prozent erreichen. Vorreiter hierfür sind die Pfandsysteme in Deutschland oder Dänemark. Zu den Vorbildern aufschließen möchte Österreichs Umweltministerin, Elisabeth Köstinger (ÖVP). So teilte sie im Oktober 2018 mit, die Reduktion von Plastikmüll habe höchste Priorität. Eine konkrete Höhe der Sammelquote sowie eine mögliche Übergangphase sind derzeit noch in Diskussion.

Aus Sicht der Ökologin Lisa Kernegger von Global2000 ist der Ansatz mit einer sofortigen 90-prozentigen Sammelquote sinnvoller. Die vom Rat vorgeschlagenen 75 Prozent schafft man laut Kernegger auch mit anderen Methoden, wie separater Sammlung und Aussortierung. Deswegen hält sie eine Fokussierung auf 90 Prozent und die damit verbundenen Investitionen in Sortieranlagen und Sammelmöglichkeiten für zielführender. Doch der Rat hat sich im Trilog für die Übergangsphase entschieden und führt bis 2025 eine 77-prozentige Sammelquote ein, die bis 2029 auf 90 Prozent aufgestockt werden soll.

Seit vielen Jahren hat sich der Verein Global2000 das Ziel gesetzt, die österreichische Natur nachhaltig sauberer zu machen und Lösungen zur Vermeidung von Müll zu finden. Aus dem Grund startete der Verein im Sommer 2018 eine Kampagne, bei der die Bevölkerung die Abfälle in Österreichs Natur dokumentieren konnte. Im Winter 2018 hat er den dazugehörigen Report „Müll in Österreichs Natur“ veröffentlicht. Für Global2000 stehen typische Abfälle meistens in Verbindung mit sehr kurzlebigen Konsumgütern und Take-away-Produkten. Jetzt stellt sich die Frage, wer für die Müllentsorgung in der Natur aufkommen soll.

Während dieser Trilogverhandlung gab es nicht nur Einigkeit. Besonders bei der erweiterten Produzentenverantwortung waren die Positionen noch nicht deckungsgleich und mussten besonders diskutiert werden. Die Forderung des EU-Parlaments sieht vor, dass Hersteller von Kunststoffprodukten stärker in die Verantwortung gezogen werden. Konkret müssten diese Unternehmen zukünftig für die Entsorgung, Aufräumarbeiten und Öffentlichkeitsarbeit aufkommen.

Die Verhandler haben sich darauf geeinigt, dass die Hersteller von Kunststoffprodukten künftig einen Beitrag zu den Kosten für die Sammlung und das Verwerten ihrer Produkte leisten sollen, was gleichzeitig die Steuerzahler entlastet. Doch neben diesen Plastikprodukten sind auch die weggeworfenen Zigarettenstummel in der Natur problematisch. Da sie aus Plastik bestehen, zersetzen sie sich nicht und setzen nach dem Zigarettenkonsum sogar Schadstoffe in der Umgebung frei.

Ökologin Kernegger erachtet es als wichtig, dass auch die Produzenten verantwortlich gemacht werden, eine Infrastruktur aufzusetzen, die es den Menschen erleichtert, ihren Müll zu entsorgen. Die Ergebnisse des Reports von Global2000 unterstützen die Aussage, dass Plastik und weggeworfene Zigarettenstummel die größten Abfallanteile in Österreichs Natur ausmachen. Die Masse und das Volumen eines Zigarettenstummels sind im Vergleich zwar sehr gering, aber die hohe Stückzahl hat eine schädliche Auswirkung auf die Natur und den Menschen.  

Besonders die großen Unternehmen, wie Coca-Cola, PepsiCo und Nestlé, werden in vielen Umweltberichten für die Verschmutzung der Natur durch ihre Plastikverpackungen verantwortlich gemacht. Der „Global Audit Report 2018“ hebt vor allem die oben genannten Unternehmen hervor, da sie mit aufwändig ausgestalteten Verpackungen eine neue Plastikproduktion begünstigen. Der Report fordert die Unternehmen der Konsumgüterindustrie auf, gegen die Nachfrage von unnötigen Plastikverpackungen und Einwegplastikprodukten vorzugehen.

Viele Unternehmen, wie zum Beispiel Nestlé, thematisieren bereits das Umweltproblem von Plastikverpackungen in ihren Nachhaltigkeitsberichten. Sie sprechen von neuen Ansätzen und Entwicklungen, die den Abfall von Verpackungen und Kunststoff verringern sollen. Nestlé hat sich beispielsweise das Ziel gesetzt, bis 2025 seine Verpackungen zu 100 Prozent recyclingfähig oder wiederverwertbar zu machen.

Dabei ist Plastik nicht grundsätzlich schlecht. Doch der Kunststoff werde von den Konsumenten im Gegensatz zu Holz oder Metall als wesentlich wertloser angesehen, wodurch achtloses Wegwerfen begünstigt werde, sagt Dorothea Pritz, Pressesprecherin vom Fachverband der Chemischen Industrie Österreich. Laut Pritz haben der unachtsame Umgang der Konsumenten und die unzureichenden Entsorgungssysteme dem Material ein schlechtes Image verpasst.

Genau dieses Problem der Sensibilisierung von Verbrauchern hat das EU-Parlament in seine Vorschriften aufgenommen. Die Mitgliedstaaten sind verpflichtet, die Verbraucher mithilfe von Öffentlichkeitsarbeit auf die negativen Auswirkungen des achtlosen Wegwerfens aufmerksam zu machen. Aber auch Alternativprodukte, Wiederverwendungsmöglichkeiten sowie Abfallsysteme sollen aufgezeigt werden.

Die Verpackungen haben in erster Linie einen praktischen Zweck, nämlich den Schutz der Lebensmittel, längere Haltbarkeit, Hygiene und eine bessere Transportmöglichkeit. Die Vermeidung von Einwegkunststoffprodukten funktioniert laut Pritz meist nur über den Ersatz von Mehrwegkunststoffprodukten. „Das vorrangige und ökologisch sinnvollste Ziel der Branche ist aber, wie es auch die Kunststoffstrategie vorsieht, die Recyclingfähigkeit ihrer Produkte zu erhöhen. Damit wird das Material wiederverwendet und so die Kreislaufwirtschaft gelebt“, sagt Pritz.  

Die letzten vollständigen Zahlen der EU-Kommission von 2015 zeigen, dass in Europa 26 Millionen Tonnen Plastikmüll angefallen sind. Mit durchschnittlich 34,2 Kilogramm pro Einwohner liegt Österreich etwas über dem EU-Durchschnitt (31,1 Kilogramm pro Einwohner). Die Top drei der Plastikmüllproduzenten führt Irland mit 60,7 Kilogramm pro Einwohner an. Danach folgen Luxemburg mit 52 Kilogramm Plastikmüll pro Einwohner und Estland mit 46,5 Kilogramm pro Einwohner. Die Länder Kroatien und Bulgarien liegen stark unter dem EU-Durchschnitt und produzieren am wenigsten Plastikmüll. Neben Österreich produzieren die Mitgliedstaaten Dänemark, Schweden und die Niederlande trotz ähnlicher Pro-Kopf-Wirtschaftsleistung wie Deutschland weniger Abfälle pro Einwohner.

Im EU-Kreislaufwirtschaftspaket, das im Jänner 2018 vom EU-Parlament vorgestellt wurde, ist die Vermeidung und Wiederverwendung von Plastikprodukten verankert. Auch wenn die Vermeidung von Müll die beste Option ist, müssen die genutzten und konsumierten Gegenstände entsorgt oder wiederverwertet werden. Die EU-Mitgliedstaaten verwenden unterschiedliche Entsorgungspraktiken, wie Recycling, Müllverbrennung zur Energiegewinnung oder einfache Abfallentsorgung wie auf Deponien.

Die im Paket festgelegten Zielquoten für Recycling sollen bis 2025 auf 55 Prozent und bis 2035 auf 65 Prozent erhöht werden. Doch nur zehn von 28 Ländern würden derzeit die Quote erreichen, zeigt eine Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft. Einer der Gründe ist, dass große Mengen Müll von einigen Ländern immer noch auf Deponien landen, da dies eine der billigsten Optionen ist. Gleichzeitig ist das Deponieren von Müll aber auch eine der umweltschädlichsten Varianten.

Besonders in östlichen und südlichen Regionen Europas ist diese Praktik noch weitverbreitet. Länder wie Malta, Griechenland, Zypern oder Rumänien deponieren noch über 80 Prozent ihrer Siedlungsabfälle. Hingegen wird in Belgien, den Niederlanden, Schweden, Dänemark, Deutschland, Österreich und Finnland kaum noch Müll deponiert. Hier liegt der Fokus sehr stark auf der Abfallverbrennung und dem Recycling von Müll. Zu Europas Topländern in Sachen Recycling zählen immer noch Deutschland mit einer Recyclingquote von 66 Prozent und Österreich mit einer Quote von 58 Prozent. Diese 58 Prozent treffen zwar auf die Gesamtrechnung zu, aber nicht allein auf Plastik. Hier werden nur rund 30 Prozent der Kunststoffabfälle wiederverwendet.

Grundsätzlich begrüßt die Kunststoffindustrie die europäische Kunststoffstrategie, weil die Kommission die Firmen zu einem vermehrten Einsatz von Rezyklat aufruft, sowie zu Schritten, ihre Produkte recyclingfähig zu gestalten. Aber genau darin sieht Dorothea Pritz einen Widerspruch mit der neuen Einwegkunststoffrichtlinie. Diese unterscheidet nämlich nicht zwischen recycelbaren, bereits recycelten und herkömmlichen Materialien. Damit stellen die neuen EU-Vorgaben die Mitgliedstaaten bis 2025 vor einige Herausforderungen, wenn alle Ziele erreicht werden sollen.

Der Wecker läutet in der Früh, Nadine Reyhani ist spät dran. Für Frühstück ist keine Zeit mehr, das macht sich die Grazer Volksschullehrerin in der Schule. Was jedoch sein muss, ist Zähneputzen. Wo andere spätestens hier auf Plastik stoßen, ist das für Nadine keine Option. Sie putzt ihre Zähne nämlich mit einer Bambus-Zahnbürste und Zahnöl. Doch dieses morgendliche Ritual ist nur der Beginn eines Tagesablaufs, der sich bewusst nachhaltig und plastikfrei gestaltet.

Wenn sie in der Schule ankommt, macht sie sich meistens einen Kaffee. Die Bohnen sind unverpackt, Bio und Fairtrade. Nach der Schule geht es auf den Bio-Bauernmarkt, um Gemüse und Obst einzukaufen. Plastiksackerl sind hier fehl am Platz, alles wird in ihre mitgebrachten Stoffsackerln eingepackt. Am Markt ist das längst keine Seltenheit mehr. Nadine fällt mit ihren bunten Sackerln voller frischer Zutaten gar nicht auf. Der etwas längere Weg zum Markt erfüllt für sie zwei Zwecke zugleich: einerseits vermeidet sie unnötige Plastikverpackungen, die viel Obst und Gemüse in herkömmlichen Supermärkten haben, andererseits kann sie sich dadurch sicher sein, dass die Produkte, die sie kauft, regional und saisonal sind. Durch das Einkaufen am Markt kommt sie auch nicht in Versuchung im Jänner Erdbeeren aus Peru zu kaufen, egal wie gerne sie Erdbeeren auch mag.

Das Bewusstsein für die Produktion von Lebensmitteln und die Wertschätzung dieser ist ihr besonders wichtig. Laut einer Studie von 2016 des Österreichischen Ökologischen Instituts aller Lebensmittel im Müll, von denen mehr als die Hälfte vermeidbar wäre. Dadurch fragt sich Nadine auch immer bevor sie etwas kauft: „Brauche ich das gerade wirklich?“. Durch diese Frage sagt sie, hat sie sich schon viele Käufe erspart.

Mit den Einkäufen zuhause angekommen, werden diese gleich eingeräumt und teilweise auch schon verkocht. Wenn der Inhalt der Schränke von Nadine genauer betrachtet wird, sind alle Zutaten in eigenen Behältern aus Glas oder in Tupperware verstaut. Diese Behälter sind alte Marmeladengläser, Gläser in denen Tomatensoßen waren. Besonders groß ist ihre Sammlung von Apfelmus, die im Sommer entstanden ist, als sie gleich mehrere Kilogramm geschenkt bekommen und diese sofort eingemacht hat.

Das plastikfreie Leben endet jedoch nicht in der Küche. Vor allem im Bad wird auch darauf gesetzt, möglichst ohne Plastik auszukommen, was in diesem Bereich oft Selbermachen bedeutet. Ihr Waschmittel aus Waschsoda und Kernseife wird selbst produziert und in Gläser abgefüllt, ebenso wie ihr Deodorant, das aus Natron und Maisstärke besteht. Das Puder zum Schminken ist aus Maisstärke und Zimt. Statt Duschgel kommt eine Seife, die in Papier gekauft wird zum Einsatz und Essig dient als Conditioner. Somit stellt Nadine sicher, dass sie kein Plastik verwendet und weiß gleichzeitig um die Inhaltsstoffe aller Produkte Bescheid, die auf ihren Körper kommen.

Diese Produkte wurden von der 23-Jährigen Schritt für Schritt in das Badezimmer eingeführt und ausgetestet. Beim Waschmittel ist ihr beispielsweise aufgefallen, dass viel weniger verwendet werden muss als bei herkömmlichen Waschmittelherstellern angegeben, um auf das gewünschte Ergebnis zu kommen. Die Einschränkung der Menge in der etwas verwendet wird, sei es nun Waschmittel oder Zahnpasta, kann schon ein plastikfreierer Schritt sein, denn weniger zu verwenden, bedeutet auch weniger von dem Produkt nachzukaufen. Und darum geht es der Grazerin, um diese ersten plastikfreien Schritte.

Für Nadine bedeutet ein nachhaltiges, möglichst plastikfreies Leben zu führen, immer wieder dazuzulernen, neue Dinge zu probieren und nicht so streng mit sich selbst zu sein. Um ganz plastikfrei zu leben sagt sie, könnte sie auch nicht mehr in Restaurants essen gehen, da sie nicht wissen würde, wie deren Ware verpackt sei. Es geht für sie aber nicht um Extreme oder einen Perfektionsanspruch, sondern darum das zu tun, was möglich und wichtig ist. Das ist etwas, was sie im Laufe der letzten drei Jahre lernen musste. Der Weg zum plastikfreien und „Zero-Waste“-Leben war kein kurzer. „Man kann nicht von heut’ auf morgen sein ganzes Leben umstellen und erwarten, dass gleich alles gut läuft. Ich kenne viele, die sagen, dass das alles keinen Sinn hat, doch viele kleine Taten können etwas bewirken. Und eine kleine Tat ist immer noch besser als keine kleine Tat.“

Dadurch, dass die ganze Gesellschaft umgeben von Plastik ist, ist es schwer möglich, diesem Material komplett aus dem Weg zu gehen. Sie selbst hat ein kleines Papier-Sackerl, in dem sie ihren Plastikmüll aufbewahrt. Die Inhalte dessen setzen sich zusammen aus der Verpackung einer Fairtrade-Schokolade, drei Tetrapacks, einem Reis-Sackerl, dem Plastik-Sackerl eines Geschenks und einem Joghurtbecher. Dieser Inhalt ist der Plastik-Müll, den sie in den letzten drei Monaten produziert hat. Die Tetrapacks beinhalteten Bio-Hafermilch, die gekauft wird, da sie bislang kein passendes Rezept gefunden hat, das genauso gut schmeckt. Das Joghurt hat sie sich gegönnt, da sie gerade sehr darauf Lust hatte und keine adäquate Alternative entdeckt hatte. „Man darf nicht so streng sein“, lacht sie.

Wenn es um plastikfreies Leben geht, kann jeder einen Beitrag leisten. Es können einfache Schritte sein, wie Bananen nicht ins Plastik-Sackerl zu geben, bis hin zur Zugfahrt anstatt dem Flug für eine Kurzstrecke. Dass nicht jeder die gleichen Möglichkeiten beizutragen hat, ist Nadine Reyhani klar. Ihre Offenheit über ihre eigenen Hindernisse zu sprechen und das Bewusstsein, das sie für ein plastikfreies Leben entwickelt hat, steckt viele in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis an. Vor allem durch das Teilen auf ihrem Instagram-Account wird sie oft auf ihre Rezepte oder Lebensweise angesprochen.

Auf die Frage, ob dieser Lebensstil nicht teurer kommt, bleibt sie vage. Sie sagt, dass man bestimmte Sachen ausprobieren muss und beispielsweise verschiedene Märkte preislich variieren. Sie sagt, dass sie gerne mehr Geld für Gemüse ausgibt, wenn sie im Gegenzug weiß, dass es nicht mit chemischen Produkten behandelt wurde. Eine Art, wie sie Geld spart, ist indem sie Produkte, die eine lange Lebensdauer haben, in Großmengen bestellt und sie sich diese dann mit ihren Freunden und ihrer Familie teilt. Zwar kommt diese Ware meist verpackt, doch die Zweit- und Drittverpackungen werden dadurch gespart. Ihre persönliche Einschätzung ist jedoch, dass sie durch ihren Lebensstil nicht viel teurer lebt, da sie zwar in manchen Bereichen mehr ausgibt, in anderen jedoch viel einsparen kann.

Ein weiterer Bereich, in welchem es Nadine gelingt, sowohl zu sparen, als auch nachhaltiger zu leben, ist ihr Einkauf-Verhalten, sowohl bei Kleidung als auch bei Haushaltsgegenständen. Sie kauft fast nur Second Hand ein, wenn sie etwas braucht und findet auch meistens das, was sie haben möchte - auch wenn das manchmal heißt, ein bisschen länger zu suchen. Dass ein nachhaltiges Leben viele ihrer Lebensbereiche durchdringt, hat sie sich selbst beibringen müssen. Durch die Lektüre verschiedener Bücher, aber auch durch Blogs und Posts in den sozialen Netzwerken findet sie immer wieder neue Dinge zum Ausprobieren.

Für das Recherchieren und Entdecken neuer Zero-Waste-Rezepte wird meistens die Abendzeit verwendet. Bevor sie ins Bett geht, werden im Bad letzte Vorkehrungen getroffen. Zum Abschminken kommen wiederverwendbare Pads, die sie aus alten Handtüchern hergestellt hat, in Verwendung. Mit etwas Olivenöl und Wasser reinigt sie ihr Gesicht, mit einer Bürste aus Holz werden ihre Haare gekämmt und wenn die Haare am nächsten Morgen nicht so frisch sein sollten, dann trägt sie einfach ein Trockenshampoo aus Maisstärke und Zimt mit einem Kosmetikpinsel auf.

Ganz plastikfrei lebt Nadine dennoch nicht. Vor allem in ihrem Beruf als Volksschullehrerin ist es durch die Verwendung von Stiften, Kleber und weiteren Bastelmaterialien nicht leicht, die Plastikvermeidung umzusetzen. Nadine möchte jedoch mit ihrem Lebensstil aufzeigen, dass es möglich ist, mit weniger Plastikmüll zu leben und dass Nachhaltigkeit oft eine Entscheidung und nicht eine Hürde ist.

>>> Nadines Blog: nade in the kitchen.

„Ganz ohne Plastik geht’s nicht“, entfährt es Anita Binder, Verkäuferin im Feinkostladen in St. Valentin (Bezirk Amstetten), angesprochen auf die neue Resolution in ihrer Heimat. Durch die im Gemeinderat einstimmig getroffene Entscheidung „zur Vermeidung von Einweg-Plastik“ soll sich in Zukunft einiges verändern im Ort an der Grenze Nieder- zu Oberösterreichs. In anderen Worten: Der Plastik-Abfall muss schnell weniger werden.

Österreich produzierte im Jahr 2015 laut Umweltbundesamt über 900.000 Tonnen Plastikmüll. Bei einer Bevölkerungszahl von 8,67 Millionen Menschen sind das nach den aktuellsten Zahlen 106 Kilogramm Kunststoffabfall pro Person und Jahr. Auf St. Valentin in Niederösterreich mit knapp 10.000 Einwohnern entfallen damit in etwa 1000 Tonnen Plastikmüll pro Jahr. Für 2021 wird ein österreichweiter Anstieg um zehn Prozent auf eine Million Tonnen Plastikmüll prognostiziert. Um diesen zunehmenden Abfallzahlen entgegenzuwirken, hat die Stadtgemeinde im September 2018 eine Resolution zur „Plastikfreien Gemeinde“ verabschiedet.

Während Anita Binder über die Bedeutung der Resolution für ihre Kunden nachdenkt, sortiert sie ihre Lebensmittelregale. „Manchmal braucht es einfach ein Plastiksackerl“, ist sie der Meinung. „Viele unserer Kunden kommen zum Spontaneinkauf und haben keine Stofftasche dabei.“ Allgemein reagieren in der Stadtgemeinde Vorfreude und Bereitschaft, aber auch Skepsis. Auffällig ist, dass einige Menschen von den plastikfreien Zukunftsplänen ihrer Heimat noch nichts gehört haben.

Kerstin Suchan-Mayr, SPÖ-Bürgermeisterin in St. Valentin und treibende Kraft für eine plastikfreie Gemeinde, schreckt vor Skepsis und Unwissenheit nicht zurück. Sie möchte den aktuellen Klimakatastrophen entgegenwirken und ist überzeugt die Menschen St. Valentins mit ihrem Projekt mitzureißen: „Aktuell sind wir nur ein kleiner Tropfen auf dem heißen Stein. Unser Tropfen wird aber größer werden.“ Suchan-Mayr will mit St. Valentin helfen, den österreichischen Müllverbrauch zu reduzieren.

Bei einem Blick auf die neuesten Zahlen des Gesamtabfallaufkommens Österreichs aus dem Jahr 2016 erscheinen die vom Umweltbundesamt ausgewiesenen 916.360 Tonnen Plastikmüll gering. Gering deshalb, weil das Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT) 62 Millionen Tonnen Abfall dokumentiert. 4,27 Millionen Tonnen werden dem Bereich „Siedlungsabfälle aus Haushalten und ähnlichen Einrichtungen“ zugerechnet. Ein Drittel des gesamten Kunststoffabfalls ist Teil dieser Menge. Des Weiteren setzt sich Siedlungsabfall unter anderem aus üblichen Fraktionen wie Restmüll, Sperrmüll, biogenen Abfällen, Altpapier, Glas oder Metall zusammen.

Wird von diesen Siedlungsabfällen ausgegangen, ist das Ziel in St. Valentin mit der Vermeidung von Einweg-Plastik sehr eng, aber deswegen nicht minder ambitioniert gesteckt, betont Suchan-Mayr. Knapp 300.000 Tonnen des Kunststoffabfalls sind dem Bereich Verpackung zuzuordnen. „Einweg-Plastik nehme ich nur mit nach Hause, um es dort wieder wegzuschmeißen“, erklärt die Bürgermeisterin. Für sie haben folierte Gurken oder Kunststoffverpackungen über Paradeisern keine Funktion. Hier gilt es Alternativen für eine konstruktive Müllvermeidung aufzuzeigen. Durch Papiertaschen mit dem Aufdruck „ich liebe plastikfrei“ soll die Bevölkerung sensibilisiert werden.

Jeder Österreicher produziert im Durchschnitt 488 Kilogramm Siedlungsabfall pro Jahr. Wien liegt mit 487 Kilogramm pro Person ebenso wie die meisten Bundesländer nahe am österreichweiten Durchschnitt. Einzig Vorarlberg und Kärnten bewegen sich mit 370 bzw. 401 Kilogramm Abfall pro Person deutlich unter dem Durchschnitt. Am oberen Ende des Aufkommens steht Niederösterreich mit 539 Kilogramm pro Person.

Müllentsorgung und Sammelsysteme funktionieren in Österreich von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Ein Einfluss auf Müllproduktion sowie Gewohnheiten der Menschen sei dadurch gegeben, sagt die Bürgermeisterin. „Einweg-Plastik ist aber überall in Österreich vermeidbar, egal wo“, ist Suchan-Mayr trotzdem überzeugt. In St. Valentin hat sie deshalb zur Reduktion des Plastikmülls den Gelben Sack eingeführt. „Im Gelben Sack kann jetzt jeder Haushalt seinen Plastikmüll getrennt sammeln. Das führt zu einer gewissen sozialen Kontrolle in der Nachbarschaft.“ In der Grundausstattung wurde jedem Haushalt eine Rolle mit 13 Säcken zu je 110 Litern Fassungsvermögen zugestellt. Sind diese aufgebraucht, kann am Gemeinde- oder Stadtamt eine neue Rolle mit sechs Säcken abgeholt werden.

Anita Binder sieht das nicht ganz so positiv. „Der Gelbe Sack ist ein Blödsinn“, sagt sie. Nur alle sechs Wochen werde dieser vom Gemeinde Dienstleistungsverband Region Amstetten für Umweltschutz und Abgaben (GDA) abgeholt. Reinigt man seinen Plastikmüll nicht ordentlich, fange er in der Wohnung an zu stinken. Außerdem müsse jeder Einwohner St. Valentins unabhängig von der Müllmenge das Gleiche bezahlen.

Coffee-to-go-Becher, Wasserflaschen, Take-Away-Mittagessen und die Plastiksackerl beim Lebensmittel- sowie Kleidungseinkauf. Laufend greifen die Menschen in ihrem Alltag auf Einweg-Plastik zurück. „Zweimal pro Tag rennt dieser Mann mit einem Plastikbecher aus dem Kaffeehaus. Dann hat es mir irgendwann gereicht und ich habe ihm einen biologisch abbaubaren Mehrwegbecher geschenkt“, erzählt Radomir Kovacic. Er betreibt seit über einem Jahr den Tante Hanna Laden in St. Valentin.

„Ein Vorzeigeprojekt zur Vermeidung von Müll und besonders Plastik“, das auch die Bürgermeisterin zu schätzen weiß. Die Produkte im Lebensmittelgeschäft sind unverpackt, biologisch und regional. Kovacic will dem Plastik keinen hohen Stellenwert zuschreiben. „Die Menschen brauchen kein Plastik. Sie wollen es im Prinzip auch nicht.“ Zumeist stehe ihnen jedoch ihre eigene Bequemlichkeit oder der Handel im Weg.

Im Kaffeehaus nebenan werden schon längst keine Zeitungen und Zeitschriften mehr gelesen, denn kaum jemand bleibt hier sitzen. Der Grund dafür ist einfach erklärt: Kaffee zum Mitnehmen koste einfach weniger, weil weder Wasser noch Service zu zahlen sei, erklärt die Verkäuferin. Was der Kunde will, wird ihm geboten, unabhängig ökologischer Bedenken. So auch im Fall des jungen Mannes. „Nach nur zwei Tagen ist er schon wieder mit seinen Einweg-Bechern herumgelaufen“, weiß der enttäuschte Unverpackt-Laden-Besitzer Kovacic.

„Was mich überrascht hat ist, dass das Thema plastikfreie Verpackungen noch niemand besetzt hat“, meint Suchan-Mayr. Durch die Resolution sei die Chance für Unternehmen jetzt groß. Sie ist davon überzeugt, dass diese von der medialen Berichterstattung profitieren und sich eine Brandmarke im Nachhaltigkeits-Bereich setzen können. Als Beispiele nennt sie „die Wolfnudeln, welche in Papier verpackt werden oder den Kosmetik- und Waschmittelproduzenten Perovit, mit dem wir gerade in intensivem Kontakt für plastikreduzierende Lösungen stehen“.

Wie die großen Supermarktketten im Ort reagieren werden, ist noch nicht absehbar. Die ersten Gespräche mit Spar und Billa sind konstruktiv verlaufen, heißt es von der Bürgermeisterin. Zur Resolution verpflichten kann die Gemeinde den Handel nicht. Suchan-Mayr will Handelsunternehmen und Betriebe gleichwohl wie Bürger und Vereine mit auf ihren Weg nehmen.

In der Resolution vom 27. September steht dazu Folgendes geschrieben: „Unternehmen in St. Valentin sollen motiviert werden, sich aktiv an der Aktion zu beteiligen und auf die Ausgabe von Einweg-Plastik wie beispielsweise Plastiksackerl, Einweg-Kaffeebecher und Verpackungen aus Plastik zu verzichten.“ Gelingen soll das mit „dem verbindlichen Charakter“ der Resolution. Durch diesen offiziellen Beschluss erwartet sich Suchan-Mayr mehr Engagement, als es bei persönlichen Briefen an die jeweiligen Unternehmen gewesen wäre.

Der Tante Hanna Laden trägt jedenfalls zur Abfallvermeidung St. Valentins bei. Mit mittlerweile über 500 Produkten produziert Kovacic keinen Plastikmüll mehr. Sowohl Produkte wie Kunden werden stetig mehr. Über unverpacktes Obst und Gemüse, Milch und Joghurt im Glas oder ökologisch nachhaltige Deos und Naturseifen ist hier so ziemlich alles erhältlich. Auf sein rollenweise zu erwerbendes WC-Papier aus Bambus ist der Betreiber besonders stolz, auch wenn er weiß, „dass der Transportaufwand durch die CO2-Emissionen der Containerschiffe für diese Alternative aus Asien momentan noch ein Wahnsinn ist“.

Viele Einwohner St. Valentins wollen ebenfalls nicht mehr warten, um etwas gegen die Plastikflut zu unternehmen. Dieter Schlager spaziert mit seinem Einkaufskorb durch die Straßen. „Mein Korb ist einfach bequemer.“ Er unterstützt die neue Resolution sehr und ist bereit seinen Teil dazu beizutragen. „Zu Hause hilft mir der Sodastream. So brauche ich nie wieder Einweg-Plastikflaschen für kohlensäurehaltiges Wasser zu kaufen.“

In St. Valentin will man nicht nur durch Motivation und guten Willen auffallen. Die Stadtgemeinde lässt sich in Zukunft auch an Zahlen messen. Im vergangenen Oktober wurde vom GDA eine Abfallsammlung durchgeführt. 16.380 Tonnen Leichtverpackungen aus Kunststoff haben sich über den Zeitraum von sechs Wochen in den Gelben Säcken angesammelt. Im Sommer soll dieser Ausgangswert als erste Prüfmaßnahme dienen. „Das große Ziel ist, den Plastikmüll bis 2021 um 50 Prozent zu reduzieren,“ sagt Suchan-Mayr. Eine eigene Müllpolizei zur Kontrolle der Abfälle werde sie aber nicht einführen.

Bis dahin sollen sich, wenn es nach der Bürgermeisterin geht, möglichst viele Gemeinden in ganz Österreich St. Valentin zum Vorbild nehmen. Marchtrenk und Waidhofen an der Ybbs haben die Resolution bereits im Gemeinderat beschlossen, viele weitere sollen folgen.

Suchan-Mayr hat ihre Ideen und Maßnahmen bereits im Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus vorgestellt und platziert. „Man kann nur mehr Maßnahmen in diesem Bereich erwarten. Was aktuell passiert, ist sicher nicht darauf bedacht unsere Umwelt zu schützen oder die Erde weiterhin lebenswert zu gestalten.“ Ministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) hatte erst unlängst ein komplettes Verbot der Plastiksackerl im Handel für 2020 angekündigt.

Als Politikerin sei es Suchan-Mayr ein Anliegen, im Sinne der Menschen zu handeln und zu bedenken wo und wie viele Arbeitsplätze dahinterstecken. Als Hindernis im Kampf gegen das Plastik möchte sie diese nicht sehen. „Ich will Möglichkeiten finden, Arbeitsplätze in anderen Bereichen zu schaffen.“ Damit könne den Menschen und dem Planeten gleichzeitig geholfen werden. Vielleicht werden auch Anita Binder aus dem Feinkostladen oder viele andere Bewohner St. Valentins in zwei Jahren anders denken, wenn die Bürgermeisterin erste Erfolge feiern will.

Ob in der Einwegspritze oder im Implantat: Plastik hat aufgrund seiner hygienischen und gut verträglichen Eigenschaften schon Millionen Menschen das Leben gerettet. Einer der wichtigsten Vorteile von Plastik für die Medizin ist, dass es an die individuellen Bedürfnisse der Patienten, Ärzte und Krankenpfleger angepasst werden kann.

Die gemeinnützige Organisation Handicap International, die sich für die Rechte von Menschen mit Behinderung und gegen Landminen und Streubombenangriffe einsetzt, forscht seit 2015 an Prothesen aus dem 3D-Drucker. In einer ersten Versuchsreihe konnten 2016 bereits 19 Menschen nach Unterschenkelamputationen in Togo, Madagaskar und Syrien mit maßgeschneiderten Prothesen versorgt werden. Weitere Projekte sollen demnächst in westafrikanischen Ländern anlaufen, im Jemen ist die Einreise wegen Sicherheitsbedenken noch unsicher.

In den Ländern, in welchen Handicap International schon jetzt hilft, haben nur fünf bis fünfzehn Prozent der Menschen Zugang zu Orthopädie und Prothesen. In entlegenen und gefährlichen Gebieten mangelt es an medizinischem Fachpersonal, schlecht angepasste und verarbeitete Prothesen sind oft sogar kontraproduktiv. „Das sind die Herausforderungen, mit denen wir zu kämpfen haben“, erzählt Abderrahmane Banoune, Reha-Spezialist bei Handicap International.

Die Vorgehensweise von Handicap International: Mit einem portablen 3D-Scanner wird ein Modell des amputierten Körperteils erstellt, das mit einer Modellierungssoftware an die Bedürfnisse der Patienten angepasst wird, bevor es an einen 3D-Drucker geschickt wird.

Die Drucker befinden sich momentan in Europa, nur in Westafrika sind auch welche im Feld. Die bessere Erschließung von Krisengebieten sei das nächste Ziel, heißt es seitens der Organisation. „In ferner Zukunft sollen die Patienten einfach um die Ecke zum Orthopäden gehen und sich dort ihre Körperteile selbst scannen und drucken können“, prophezeit Banoune.

Eine Vorstellung, die für Laien durchaus unheimlich klingt: Nahezu geräuschlos arbeitende Maschinen, die ohne große Beaufsichtigung aus Kunststoffen Organmodelle nachdrucken, die in der Medizin eingesetzt werden können. Allerdings: In Österreich ist das aufgrund gesetzlicher Bestimmungen noch nicht ganz so einfach – auch bedarf es für die „Massenproduktion“ noch einiger Forschung.

Aktuell werden hierzulande in den meisten Fällen die Organmodelle nicht eingesetzt, sondern dienen Ärzten zur Operationsvorbereitung. Dazu kommt es derzeit etwa einmal in der Woche, Anfragen gebe es aber mehr, sagen Francesco Moscato und Ewald Unger vom Zentrum für medizinische Physik und biomedizinische Technik an der Medizinischen Universität Wien. Ihre 3D-Drucker befinden sich im AKH. „Die Anfragen können wir nicht alle erfüllen, da wir auf Förderungen angewiesen sind und die Prozesse material- und personalaufwendig sind“, sagt Moscato. Er zeigt sich aber zuversichtlich, dass bald auch mehr österreichische Modelle hergestellt werden können.

Thomas Schweiger, Brustkorb-Chirurg am AKH, lässt solche Modelle etwa bei komplexen Rekonstruktionen am Kehlkopf anfertigen. Dies könne zu kürzeren und präziseren Operationen führen: „Mit den Modellen kann ich die OP besser planen als nur mit einem herkömmlichen 2D-Bild am Computer“, sagt er. Da die Anfertigung der Modelle aber dennoch aufwendig sei, werden diese momentan nur bei sehr speziellen Fällen angefordert. „An der Etablierung in der klinischen Routine forschen wir aber“, bestätigt Moscato.

Schweiger verwendet außerdem 3D-gedruckte Stents aus Kunststoff, die die Luftröhre von innen stützen. Sie bestehen zum Großteil aus Silikonen und kommen vor allem bei Patienten, für die die Konfektionsgrößen, also die vorgefertigten Standardgrößen, der lagernden Stents nicht passen, zum Einsatz. „Luftröhren sind nicht starr, sie haben Ecken und Kanten“, erklärt er bildlich, „mit dem 3D-Drucker können wir eine individuelle Anpassung an den Patienten erreichen, das passt sich dann wie eine zweite Schleimhaut an.“

Bereits drei Patienten konnten im AKH mit den Kunststoff-Modellen versorgt werden. Bei zwei weiteren ist der Einsatz geplant. Dabei werden zuerst mit Daten aus der Computertomografie oder der Magnetresonanztomografie dreidimensionale Bilder des Patienten am Computer erstellt, die mit spezieller Software druckreif gemacht werden. Das sorgt auch dafür, „dass es nach den Operationen seltener zu Infektionen kommt, da kaum Zwischenräume entstehen, wo sich Schleim oder Bakterien ansammeln können“, erklärt Schweiger. Es entstehe weniger Wundgewebe, und auf das Material reagiere „kaum jemand“ mit Irritationen.

Ein Nachteil allerdings ist der Preis: Modelle aus dem 3D-Drucker sind etwa dreimal so teuer wie die Konfektionsmodelle, die um die 700 Euro kosten. Außerdem müssen die Implantate derzeit noch aus den USA geliefert werden, was sechs bis acht Wochen dauere, sagt Schweiger.

Der Grund: Es gibt noch keinen österreichischen Hersteller, der die Auflagen der Europäischen Medizinprodukteverordnung erfüllt. „In Zukunft“, hofft Schweiger, „können wir sie in zwei bis drei Tagen selbst machen. Die technische Ausrüstung hätten wir.“ Neben den Amerikanern seien auch die Schweizer, die Deutschen und die Italiener fortschrittlicher bei 3D-gedruckten Implantaten, erzählt Moscato. In Basel arbeite man schon an Schädelknochen aus dem 3D-Drucker, die nach Tumoroperationen eingesetzt werden sollen.

Dass bei den Prothesen auf Kunststoffe zurückgegriffen wird, hat mehrere Gründe: Plastik ist leicht, hygienisch und billig. Und durchaus wiederverwertbar. So arbeitet Handicap International bereits daran, die Prothesen in Zukunft aus recyceltem Plastik herzustellen. Und Moscato betont, dass 3D-Drucker nur so viel Material verbrauchen, wie wirklich benötigt wird: „So gesehen gibt es auch in der 3D-Drucker-Community ökologisches Denken.“ Vorrangig sei aber die Qualität der Produkte.

Plastik ist nicht das einzige Material, das für medizinische Zwecke herangezogen wird. In der Zukunft dürfte die Wahl seltener auf Kunststoffe und Silikone fallen, die den Menschen direkt implantiert werden. Stattdessen werden Kunststoffe vor allem für die Formen verwendet werden, in welchen Implantate und medizinische Werkzeuge aus Metallen oder Keramik gegossen werden. Plastik werde ebenso als anfängliche Gerüststruktur für Zellen verwendet werden, die dort wachsen können, prognostizieren die Experten. Das Polymer PEEK etwa, das heute schon häufig in der Zahnmedizin für Prothesen verwendet wird, könnte Metalle bei Implantaten zukünftig ersetzen.

Geforscht wird außerdem vermehrt mit biologischen Materialien und biokompatiblen Kunststoffen, die ebenso aus dem 3D-Drucker kommen können. Beim sogenanntem Bioprinting geht es darum, lebende Zellen aus Patronen, ähnlich wie Tintenpatronen bei einem Drucker, in die richtige Form zu bringen. Das ist vor allem bei Geweben möglich, die nicht auf Blutversorgung angewiesen sind, etwa bei Herzklappen, Blutgefäßen oder Knorpeln. Im November 2018 organisierte Moscato ein Symposium zu 3D-Druck in der Medizin im AKH. Dort zeigte sich, dass die Forscher bereits an einer Weiterentwicklung dieser Techniken feilen: am „Electrospinning“.

Dieses elektrische „Spinnverfahren“ testet Jos Malda von der Universität in Utrecht: Dabei werden aus Kunststofffasern Gewebestrukturen, auf welchen sich Zellen ansiedeln und die dadurch dreidimensional wachsen können, hergestellt. Zu funktionieren scheint das vor allem bei Herzklappen, Blutgefäßen oder in der Wundversorgung. Geforscht wird an den Kniegelenken von Pferden – es sieht laut Malda aber vielversprechend aus, dass nicht nur Tiere, sondern auch Menschen bald davon profitieren werden.

In Modemagazinen wie „Fashion“, „Vogue“, „hersmagazine“ oder „styleupyourlife“ wurde Plastik 2018 als „neues Trendmaterial“ gefeiert. Der Grund: Nicht nur das Traditionsunternehmen Chanel setzte auf Hüte, Taschen und Schuhe aus transparentem Kunststoff. Auch auf politischer Ebene ist ein anderer Trend zu beobachten: jener, Plastik aus dem persönlichen Leben möglichst weitgehend zu verbannen. So rief die Europäische Union eine Reihe von Strategien ins Leben, um die Umwelt zu schützen und Meeresmüll, Treibhausgasemissionen sowie die Abhängigkeit von importierten fossilen Brennstoffen zu reduzieren. Auch Österreich setzt Schritte gegen die überhandnehmenden Kunststoffe: Ab 2020 soll der Verkauf von Plastiksackerln gesetzlich verboten werden.

Die Verbote sollen nicht nur die Lebensräume von Tieren und Menschen schützen, sondern schaffen auch neue Möglichkeiten für Innovationen. Beispielsweise ermöglicht das digitale Wasserzeichen eine wesentlich bessere Sortierung und eine Rückverfolgbarkeit von Materialien. Laut der EU-Kommission wird auch die Erforschung von neuen Plastikmaterialien immer wichtiger. Diese sollen im Süß- und Salzwasser gänzlich biologisch abbaubar und für Umwelt wie Ökosysteme ungefährlich sein.

In anderen Ländern werden und wurden ebenfalls Versuche gewagt, Plastikabfälle umweltfreundlich zu recyceln und sie auf nützliche Weise in ihre Lebenswelten zu integrieren. Hier ein Überblick: 

Die niederländische Baufirma KWS (Royal Volker Wessels Company) hat einen Straßenbelag aus recyceltem Kunststoff entwickelt. Am 11. September 2018 wurde in Zwolle der erste Radweg aus recycelten Plastikflaschen, Tassen und Verpackungen eröffnet. Die „Straße der Zukunft“ soll laut den Erfindern, Anne Koudstaal und Simon Jorritsma, zusätzlich leichter und langlebiger sein und zu 70 Prozent schneller gebaut werden können als herkömmliche Straßen.

Schon in den 1970er-Jahren wurden die flexiblen Eigenschaften von Polymeren in den USA genutzt, um Straßen beständiger gegen Witterungen und hohes Verkehrsaufkommen zu machen. Doch Projekte mit bis zu 50 Prozent höheren Kosten konnten sich nicht durchsetzen.

Indien erweiterte Jahrzehnte später das Konzept: 2001 streute der Wissenschaftler Rajagopalan Vasudevan zerkleinerten Plastikmüll über heißen Kies und hüllte die Steine in eine dünne Plastikschicht. Dann fügte er die kunststoffbeschichteten Steine zu geschmolzenem Teer hinzu. Mittlerweile gibt es in Indien mehr als 21.000 Kilometer Plastikstraßen, zirka die Hälfte davon liegt im südlichen Bundesstaat Tamil Nadu.

Aus Kunststoffmüll wird Öl

In Japan will Akinori Ito durch thermische Zersetzung den Plastikmüll zum Treibstoff der Zukunft machen. Der Erfinder hat eine Maschine entwickelt, die mit haushaltsüblichen Plastikabfällen gefüttert wird und diese in Öl umwandelt. „Der Kunststoff beginnt zu schmelzen und wird flüssig. Nachdem die Flüssigkeit zu kochen begonnen hat, steigt das Gas auf. Wasser kühlt das Gas ab und wandelt es in Öl um”, erläuterte Ito erstmals 2009 in einem YouTube-Video und betonte darin die Umweltfreundlichkeit seiner Errungenschaft: „Aus einem Kilogramm Kunststoff können Sie einen Liter Öl herstellen.” Allein durch Hitze und Elektrizität könnten so 80 Prozent der CO2-Emissionen vermieden werden, und stattdessen wird eine wertvolle Ressource gewonnen, die zu Benzin, Diesel oder Kerosin verarbeitet werden kann.

Laut dem Fertigungsspezialisten Imtiaz Rastgar können mithilfe der Nanotechnologie Kunststoffe hitzebeständiger, flexibler, leichter und langlebiger gestaltet werden. Diese Hochleistungskunststoffe sollen auch in Zukunft die Luftfahrtindustrie optimieren, sodass Aluminium schrittweise ersetzt werden kann und dadurch Gewicht sowie Energie gespart werden können, heißt es auf der Website des Unternehmers.

Ein Weg, von dem auch Nils Stoll, Geschäftsführer der Kunststoffverarbeitungsfirma Krüger Aviation, überzeugt ist. "Wer hätte gedacht, dass Airbus aktuell diskutiert, den Rumpf eines Flugzeugs aus Thermoplast statt aus Metall herzustellen?", sagte er im November 2018 anlässlich der Plastic Aviation Conference gegenüber dem Branchenportal airliners.de. Besonderes Augenmerk legt der Zulieferer auf Serienbauteile aus dem 3-D-Druck-Verfahren wie Sauerstoffbehälter, aus denen im Ernstfall die Masken herausfallen. Und das sei erst der Anfang: "Mittlerweile gibt es bei den großen Flugzeugbauern Chefeinkäufer für Kunststoffe, was vor fünf Jahren noch nicht der Fall war."

Mit ein Grund für diese Entwicklung sei freilich der Preis: Große Hersteller wie Airbus und Boeing würden ihre Ausgaben beim Flugzeugbau am liebsten um rund 30 Prozent reduzieren, meinte Stoll. "Dies spricht dafür, dass Kunststoff seinen Siegeszug gerade erst begonnen hat."

In Österreich versuchen Forscher, mit Gentechnik neue Rohstoffe für die Industrie aufzubereiten, sodass die positiven Eigenschaften von Kunststoffen ohne negative Folgen genutzt werden können. Wissenschaftler des Austrian Centre of Industrial Biotechnology (Acib) arbeiten etwa gemeinsam mit Experten des Departments für Biotechnologie der Universität für Bodenkultur an neuen Rohstoffen für Bioplastikarten, die keine schädlichen Auswirkungen auf die Umwelt mit sich bringen.

Einer von ihnen ist Diethard Mattanovich. Der Biotechnologe forscht seit 15 Jahren an biobasierten Rohstoffen für die Kunststoffherstellung. Mittlerweile können aus dem Schimmelpilz Aspergillus Rohstoffe wie Acotinsäure und Itaconsäure gewonnen werden; Plastik auf Milchsäurebasis wird mithilfe von Hefekulturen hergestellt.

Mattanovich ist überzeugt: Die Anforderungen an Kunststoffe sind sehr vielfältig, daher wird es in Zukunft je nach Einsatz unterschiedliche biobasierte Plastikarten geben, die aus verschiedenen Rohstoffen stammen und unterschiedliche Eigenschaften haben. „Im Grunde kann man alle Produkte herstellen, die derzeit auf Erdölbasis hergestellt werden”, meint der Experte.

Anhand der Entwicklungen seien diese neuartigen Produkte durchaus machbar, für den industriellen Maßstab werden die Prozesse aber erst entwickelt, sobald es Käufer dafür gibt.

Ob die Visionen der Forscher, wonach in Zukunft kein erdölbasiertes Plastik mehr hergestellt werden soll, Wirklichkeit werden, wird sich zeigen. Doch auch wenn es gelingt, ihre Spuren dürften noch in Generationen zu finden sein: In einer 2014 an der University of Leicester veröffentlichten Studie vermuten Jan Zalasiewicz und ein Team aus internationalen Wissenschaftlern, dass die fossilen Auswirkungen des vom Menschen produzierten Plastikmülls so gewaltig sind, dass diese „Technofossils” auf dem Plan dauerhaft sichtbar bleiben werden. Geologen sprechen deshalb vom 21. Jahrhundert bereits als „Zeitalter des Plastiks“.

Das versteinerte Plastik entsteht, wenn sich Kunststoffe mit Sand, Kieselsteinen, Korallen oder Holz verbinden oder in Hohlräume von größeren Gesteinen eindringen. So bilden sich steinplastische Hybride, die in geologischen Aufzeichnungen den Planeten dauerhaft markieren. Diese in Gesteinen konservierten Plastikfossile werden laut führenden Wissenschaftlern auch nach Millionen von Jahren als Erinnerung an die Verschmutzung in den Gesteinsschichten sichtbar sein.

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